Die Wirkung der Kartoffelnahrung. Eiweiß, Fette, Kohlehydrate, Salze… R.Steiner

„Wenigstens werden Sie nicht gefunden haben, daß die meisten Pastoren und Priester einen großen Wert darauf legen, von der Kanzel herunter den Menschen zu verkündigen, wie es sich mit der Roggen- und Weizennahrung in bezug auf seine Gesundheit verhält. Das betrachten sie als eine Nebensache, weil sie sagen: Das ist etwas Unheiliges! Heilig ist nur, wenn man betet oder über das Evangelium und ähnliche Dinge redet. –
Aber das göttliche Wirken ist nicht nur da, wo man Gebete gesprochen hat, oder wo über das Evangelium geredet wird, sondern in der ganzen Natur; das Geistige wirkt auch da drinnen. Wenn der Mensch die Geistigkeit nicht einläßt in seinen Kopf, weil er ihn durch die Kartoffel zu stark in Anspruch nimmt, so ist es so, daß der Mensch beten kann. Sehr schön. Wenn er aber zuviel Kartoffeln ißt, so hat sein Gebet keinen Zweck mehr, denn er wird wiederum abgeleitet vom Geistigen. Aber das merken die Leute wiederum nicht.“

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RUDOLF STEINER – Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen
Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt?
GA 350
Vom Wirken des Ätherischen und Astralischen im Menschen und in der Erde
Ursprung und Bedeutung der Kulte – Ernährungsfragen
Sechzehn Vorträge
gehalten vor den Arbeitern am Goetheanumbau in Dornach vom 30. Mai bis 22. September 1923

ERNAHRUNGSFRAGEN – SECHZEHNTER VORTRAG
Dornach, 22. September 1923

Inhaltsübersicht:
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Die Bedeutung von Eiweiß, Fetten, Kohlehydraten und Salzen für die Ernährung…
Wirkung der Kartoffelnahrung…
Wer nicht imstande ist, die Wirkung des Salzes im Gehirn zu haben, der wird schwachsinnig, dumm…
Die Kohlehydrate tragen insbesondere dazu bei, daß wir als Mensch die menschliche Gestalt haben…
Das Fett dient dazu, daß wir in der richtigen Weise Material in uns haben… Eiweiß ist notwendig, damit der Mensch überhaupt lebt…
Wirkung der Kartoffelnahrung. Gefährlichkeit übermäßigen Kartoffelgenusses…
Das Eiweiß hängt mit Geburt und Tod des physischen Menschen zusammen; der Atherleib hat sein hauptsächlichstes Feld in den Fetten, der Astralleib in den Kohlehydraten und das Ich hat sein Feld in den Salzen…
Blüten und Früchte werden in den Gedärmen verarbeitet, Wurzeln im Kopf…
Wasserköpfe…
Die wissenschaftlichen und die theologischen Gegner der Anthroposophie…
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SECHZEHNTER VORTRAG
Dornach, 22. September 1923

Nun, meine Herren, liegt heute etwas vor?
Fragesteller:
In bezug auf Ernährung. Ich mochte fragen, ob m der Ernährung durch die Kartoffel in ändern Landern eine Beziehung besteht, also ein Zusammenhang in anderer Beziehung als, sagen wir, für die Europaer

Dr. Steiner: Wollen wir die ganze Frage von der Ernährung, von der Beziehung der Ernährung zur geistigen Welt, heute noch einmal besprechen. Sie wissen ja, daß die Kartoffel erst in der neueren Zeit eingeführt worden ist. Das habe ich Ihnen gesagt, daß im früheren Europa die Kartoffelernährung nicht vorhanden war, sondern daß dazumal die Völker sich in einer anderen Weise, wesentlich von anderen Produkten, ernährten.

Nun können wir natürlich diese Frage nicht entscheiden, ohne daß wir die Beziehung der geistigen Welt zur Ernährung überhaupt betrachten.
Sie werden sich erinnern – ich habe ja diese Dinge schon einmal angedeutet —, der Mensch lebt eigentlich von viererlei Produkten: von Eiweiß, das er eigentlich mit allen seinen Nahrungsmitteln in sich aufnimmt, das in einer, ich möchte sagen, charakteristischen, in einer besonders bezeichnenden Form ja im Hühnerei enthalten ist, das aber in allen Nahrungsmitteln mit enthalten ist.
Also das ist das erste, das Eiweiß. Dann nimmt der Mensch auch Fette auf, nicht nur, indem er
direkt tierisches Fett genießt, sondern Fett ist wiederum in allem enthalten. Sie wissen, es werden auch andere Produkte zu fetthaltigen Nahrungsmitteln umgestaltet, wie zum Beispiel die Milch zum Käse umgestaltet wird und so weiter. Das dritte Nahrungsmittel, das sind diejenigen Produkte, die wir als Kohlehydrate bezeichnen, und das ist all dasjenige, was wir aus dem Pflanzenreiche aufnehmen, natürlich auch mit aufnehmen aus den anderen Nahrungsmitteln, aber was wesentlich enthalten ist eben in solchen Nahrungsmitteln wie Weizen, Roggen, Linsen, Bohnen, aber auch in der Kartoffel, und in der Kartoffel in ganz vorherrschendem Maße. Das letzte, was der Mensch nötig hat zum Leben, was er gewöhnlich nur als einen Zusatz betrachtet, was aber zum Leben ganz besonders auch notwendig ist, das sind die Salze.

Nun, wir nehmen ja unsere Salze zunächst in Form des Kochsalzes auf, aber wiederum enthalten alle Nahrungsmittel Salze. So daß wir also sagen können: Die menschliche Nahrung muß, damit der Mensch leben kann, aus Eiweiß, Fetten, Kohlehydraten und aus Salzen bestehen.
Nun will ich Ihnen beschreiben, was denn eigentlich diese verschiedenen Nahrungsmittel, die wir dadurch, daß wir gemischte Nahrung genießen, eben in verschiedener Form bekommen, für den Menschen bedeuten. Nehmen wir da zuallererst die Salze.

Die Salze, die sind eigentlich für den Menschen, wenn sie auch nur in geringen Mengen aufgenommen werden, ein außerordentlich wichtiges Nahrungsmittel, nicht bloß ein Genußmittel. Wir salzen nicht bloß unsere Speisen deshalb, daß wir etwa, sagen wir, angenehme Säuerlichkeit haben im Geschmacke, sondern wir salzen unsere Speisen aus dem Grunde, damit wir überhaupt denken können. Die Salze müssen als Nahrungsmittel bis in das Gehirn kommen, damit wir überhaupt denken können. Also die Salze hängen am meisten zusammen mit demjenigen, was unser Denken ist. Wenn jemand zum Beispiel so krank ist denn das ist schon eine Krankheit -, daß er alles dasjenige, was in der Nahrung Salz ist, im Magen oder im Darm ablagert und nicht mit dem
Blut ins Gehirn schickt, dann wird er schwachsinnig, dumm.
Das ist dasjenige, auf das man eben aufmerksam machen muß. Nicht wahr, man muß sich klar sein darüber: Geist ist vorhanden, aber der Geist muß auf der Erde, damit er wirken kann, in den Stoffen wirken. Und man muß daher gerade, wenn man Geisteswissenschaft betreibt, die Wirkung des Geistes in dem Stoff kennen. Sonst wäre es ja so, wie wenn einer sagen würde: Maschinen machen, das ist etwas Materielles; wir aber sind geistige Leute, wir wollen nichts Materielles, wir wollen also nicht erst Eisen kaufen, Stahl, sondern wir wollen Maschinen erschaffen aus dem Geist heraus. –
Das ist natürlich Unsinn. Man muß erst den Stoff dazu haben. So braucht der schaffende Geist in der Natur überall den Stoff. Und ist er gehindert, den Stoff zu verwenden, lagert sich also das Salz, statt daß es durch das Blut zum Gehirn dringt, im Magen und in den Gedärmen ab, dann wird der Mensch dumm.
Allerdings, so einfach ist wiederum die Sache nicht. Der Mensch kann das Salz nicht unmittelbar so brauchen, wie es draußen in der Natur ist. Wenn Sie also – man könnte das sogar – ein Löchelchen ins Gehirn machen würden und würden einem da Salze einträufeln ins Gehirn, so würde das nichts nützen, denn das Salz muß schon in den Magen hineinkommen, weil, wenn das Salz in den Magen und in die Därme kommt – beachten Sie nur einmal, daß das Salz ja schon auf der
Zunge aufgelöst wird -, es noch mehr, ganz fein aufgelöst wird, immer feiner und feiner wird.

Es kommt durch das, was der Mensch mit dem Salz macht, das Salz überhaupt schon in einem vergeistigten Zustand ins Gehirn. Also so einfach, daß wir das Salz direkt ins Gehirn bringen
könnten, ist die Sache nicht. Aber wer nicht imstande ist, die Wirkungen des Salzes im Gehirn zu haben, der wird dumm.
Nun betrachten wir die Kohlehydrate. Das ist also das, was wir in Erbsen, Bohnen, Weizen, Roggen oder in Kartoffeln vorzugsweise da genießen. Die Kohlehydrate tragen insbesondere dazu bei, daß wir als Mensch die menschliche Gestalt haben. Wenn wir keine Kohlehydrate
essen würden, so würden wir alle möglichen Verzerrungen der menschlichen Gestalt haben. Wir würden meinetwillen so sein, daß sich die Nase nicht ordentlich ausbilden würde, die Ohren nicht ordentlich ausbilden würden. Wir hätten nicht diese menschliche Gestalt, die wir
haben. Die Kohlehydrate, die wirken dazu, daß wir gewissermaßen äußerlich als Mensch gezeichnet werden. Überallhin wirken sie, daß wir überall gezeichnet werden als Mensch. Und wenn der Mensch so organisiert ist, daß er die Kohlehydrate nicht ins Gehirn hineinbringt, sondern wenn sie sich wiederum ablagern in den Gedärmen und im Magen, dann verfällt der Mensch.

Dann sieht man, wie der Mensch allmählich zusammenfällt, wie er in sich zusammensinkt, wie er schwach wird, wie er gewissermaßen seine Gestalt nicht mehr aufrechterhalten kann.
Also die Kohlehydrate tragen das ihrige dazu bei, daß wir überhaupt die richtige menschliche Gestalt haben.
Sie sehen also, wir müssen eigentlich überall die richtigen Nahrungsmittel hineinbringen. Die Salze, die wirken vorzugsweise da vorn auf das Gehirn. Die Kohlehydrate, die wirken mehr da rückwärts auf das Gehirn, auf diese Schichte da (es wird gezeichnet). Und namentlich
würde bei dem Menschen, der zu wenig Kohlehydrate verdauen kann, der sie nicht in diese Schichte des Gehirns hineinbringen würde, sich sehr bald auch das herausstellen, daß er immerfort heiser ist, daß er nicht rein und klar sprechen kann. Wenn Sie einen Menschen hören,
der früher ganz ordentlich hat reden können, aber nun plötzlich eine heisere Sprache kriegt, da können Sie sich sagen: bei dem ist in der Verdauung etwas nicht richtig. Er kann nicht in der richtigen Weise Kohlehydrate verdauen, sie kommen nicht an die richtige Stelle des Gehirns. Dadurch ist seine Atmung nicht mehr in Ordnung und auch seine Sprache nicht. So daß wir sagen können:

Die Salze wirken vorzugsweise auf das Denken. Die Kohlehydrate wirken zum Beispiel auf
die Sprache und alles, was damit zusammenhängt. Es ist also notwendig, daß wir diese Kohlehydrate haben.
Nun, die Fette. Ja, sehen Sie, meine Herren, die Kohlehydrate, die wirken für unsere Gestalt, aber sie haben eigentlich so die Absicht, uns zu einer bloßen Gestalt zu machen. Sie polstern uns nicht aus. Wir müssen auch ausgepolstert werden. Und das machen die Fette. Die Fette bewirken also, daß da, wo die Kohlehydrate die Gestalt aufbauen, gleichsam den Plan in die Luft hineinzeichnen, daß da auch wiederum das Material hineinkommt vom Fett. Also das Fett dient dazu, daß wir in der richtigen Weise Material in uns haben. Nur kommt das beim Fett
in einer ganz besonderen Weise zum Ausdruck.
Sehen Sie, ich habe Ihnen früher gesagt, daß der Mensch ein Ich hat, einen Astralleib, einen Ätherleib und einen physischen Leib. Natürlich, das Fett lagert sich ab im physischen Leibe, aber das Allerwichtigste, damit sich das Fett ablagern kann und lebendig bleibt – denn wir müs-
sen ja lebendiges Fett in uns haben —, das ist der Ätherleib. Dieser Ätherleib, der ist das Wichtigste für die Fettablagerung. Aber der Astralleib wiederum, der ist das Wichtigste für die Empfindung.

Jetzt denken Sie einmal, wenn einer wach ist, da ist sein astralischer Leib in ihm drinnen, wenn er schläft, ist der astralische Leib draußen.
Wenn nun der Mensch wach ist und der Astralleib in dem Ätherleib drinnen arbeitet, da wird das Fett fortwährend verarbeitet, und es wird durch das Fett alles im Körper geschmiert. Wenn der Mensch schläft, der Astralleib also draußen ist, wird das Fett nicht verarbeitet, sondern
es lagert sich ab. Beim Wachen wird das Fett fortwährend zum Schmieren benützt, beim Schlafen abgelagert. Wir brauchen beides, abgelagertes Fett und solches Fett, das den Körper einschmiert.
Wenn einer nun aber fortwährend schläft – früher war das häufiger, jetzt wird es immer seltener; ein Rentner zum Beispiel, nicht wahr, der tut gar nichts -, da lagert sich das Fett auch am Tage ab, beim sogenannten Wachen, das aber eigentlich ein Schlafen ist: es kommt der
Schmerbauch und es kommt eben überall viel abgelagertes Fett!

Also Sie sehen, die richtige Ablagerung von Fett hängt davon ab, daß der Mensch tatsächlich sein Fett auch lebendig verbraucht, denn es wird ja immer erzeugt. Wenn einer nun gerade so viel ißt, als er verbraucht, so ist das das Richtige. Wenn einer aber fortwährend ißt und nichts verbraucht, so kommt eben der Schmerbauch.
Das, was ich Ihnen da sage, das wissen instinktiv die Landwirte sehr gut, denn die brauchen das bei den Schweinen. Wenn sie die Fettschweine erzeugen, da muß das herbeigeführt werden, daß diese Tiere eigentlich ihren inneren Körper gar nicht mehr schmieren, sondern
alles, was sie genießen, ablagern. Und so muß die Lebensweise dieser Tiere entsprechend eingerichtet werden.
Es kann natürlich auch sein, daß der Mensch nicht imstande ist, ordentlich Fett abzulagern, daß er also krank ist. Rentner sind in dieser Beziehung gesund; die lagern das Fett ab. Aber es kann auch daran fehlen, daß man die Kohlehydrate nicht ablagert und die Sprache heiser
wird. So kann es auch sein, daß die Fette nicht richtig abgelagert werden, einfach mit dem Darmkot weggehen. Dann haben wir zu wenig Fett, können zu wenig schmieren. Oder wenn wir überhaupt zu wenig Nahrungsmittel haben, hungern müssen, können wir zu wenig schmieren. Das Fett ist ja das eigentliche Material, das wir in den Körper hineinlegen. Was geschieht denn mit einem Menschen, der entweder hungern muß oder durch seine Verdauung so eingerichtet ist, daß er das Fett nicht ablagern kann, sondern daß es mit dem Darmkot fortgeht?
Ein solcher Mensch, der kein Material in seinem Körper hat, der wird immer geistiger. Aber auf diese Weise geistig zu werden verträgt der Mensch nicht. Da verbrennt der Geist. Er wird also nicht nur immer dürrer und dürrer, sondern es bilden sich Gase in ihm, was zu dem
treibt, was man Wahnideen nennt und dergleichen, und es tritt der Zustand auf, der beim Hunger da ist: Hungerwahnsinn. Das zerstört immer, das ist immer eine Zerstörung des Leibes. So daß also, wenn der Mensch zuwenigFette bekommt, dasjenige auftritt, was man Auszehrung
nennen kann, Schwindsucht kann man auch sagen; er schwindet dahin.

Nun das Eiweiß. Sehen Sie, das muß ja sozusagen von allem Anfang an da sein. Das Eiweiß ist ja schon vorhanden als Ei, bevor das Wesen entsteht, das menschliche, auch das tierische Wesen. So daß wir sagen können: Das Eiweiß, das ist dasjenige, was den Menschen eigentlich bildet, entwickelt; es ist das Ursprüngliche, das zugrunde liegt. Aus dem Eiweiß muß sich alles übrige im Körper erst herausbilden. Das kann man doch verstehen? So daß man also folgendes sagen kann: Das Eiweiß muß überhaupt vom Anfang an da sein, damit der Mensch entstehen kann. Die Mutter bildet das Eiweiß in der Gebärmutter aus in Form eines kleinen Klümpchens.
Das Ei wird befruchtet, und durch die Befruchtung wird dann dieses Eiweiß fähig, durch die Dinge, die ich Ihnen geschildert habe, zum Menschen gestaltet zu werden. Aber der
Mensch braucht natürlich fortwährend Eiweiß. Daher muß in seiner Nahrung fortwährend Eiweiß enthalten sein. Wenn er zu wenig Eiweiß hat oder wenn er das Eiweiß nicht ordentlich verdauen kann, dann muß er am Eiweißmangel nicht nur ausgezehrt werden — was ihn ja auch
allmählich tötet -, aber würde der Mensch in einem Augenblicke seines Lebens überhaupt kein richtiges Eiweiß haben, so müßte er gleich sterben. Geradeso wie das Eiweiß zum Entstehen notwendig ist, so ist das Eiweiß auch notwendig, daß der Mensch überhaupt lebt. So daß wir
sagen könnten:
Derjenige, der Eiweiß überhaupt nicht verdauen kann, bei dem würde der Tod eintreten.
Jetzt schauen wir uns einmal die einzelnen Nahrungsmittel an. Wenn wir die Salze anschauen, so werden wir vorzugsweise an den Vorderteil des Kopfes gewiesen. Da drinnen lagern sich die Salze ab. Etwas weiter hinten, da lagern sich die Kohlehydrate ab, und die bewirken, daß wir
die menschliche Gestalt haben. Dann lagern sich noch weiter hinten die Fette ab und füllen von da aus den Körper aus, denn die Fette gehen nicht etwa unmittelbar herein in den Körper, sondern gehen vom Blut in den Kopf, und da werden sie erst für den Körper ausgeschlachtet.
Alles geht durch den Kopf, auch das Eiweiß.

Nun ist aber ein großer Unterschied in bezug auf die Kohlehydrate.
Wenn Sie sich so etwas wie Linsen, Bohnen, Erbsen, Roggen, Weizen anschauen, so können Sie sagen: dabei werden die Kohlehydrate aus den Früchten gewonnen. Denn das, was wir im Weizen haben aus der Erde, das ist ja die Frucht. Wenn wir Linsen haben, das ist auch die
Frucht. Und Früchte haben das Eigentümliche, daß sie schon im Magen und in den Därmen verarbeitet werden und nur die Kräfte nach dem Kopf schicken. Daß Linsen, Bohnen im Gedärm verarbeitet werden, das wissen ja alle aus den eigentümlichen Zuständen, die gerade beim
Genuß von Linsen und Bohnen kommen können.
Das alles, Korn, Weizen, Linsen, Bohnen, wird in den Gedärmen verarbeitet. Also die
Früchte haben hauptsächlich die Eigentümlichkeit, daß sie schon in den Gedärmen ordentlich verarbeitet werden.
Aber bei den Kartoffeln können wir ja nicht die Früchte genießen. Wenn wir das, was bei der Kartoffel die Früchte sind, essen würden, so würden wir ja sogar einen Giftstoff bekommen, einen verderblichen Giftstoff. Also bei der Kartoffel ist das so, daß sie uns nicht gestattet,
in derselben Weise aufgegessen zu werden wie Linsen, Bohnen, Erbsen und so weiter oder die Feldfrüchte, Roggen, Weizen. Nun, was genießen wir denn bei der Kartoffel? Ja, das, was unten ist: die Knolle. Und die Knollen, die sind nun dasjenige bei allen Pflanzen, Wurzeln und so weiter, was in den Gedärmen am allerwenigsten verarbeitet wird. Die Früchte werden in den Gedärmen verarbeitet.
Das kann man aber bei der Kartoffel nicht essen, was dort die Früchte sind. Man ißt die Knolle; die ist nicht eine richtige Wurzel, sondern ein verdickter Stengel.
Nun wird die Kartoffel also gegessen, kommt in den Magen, in die Gedärme. Da kann sie nicht gleich verarbeitet werden, sondern sie geht jetzt durch das Blut unverarbeitet herauf. Statt daß nun, wenn sie hier in ihre Schichte des Gehirns kommt, sie da schon so fein kommen
würde wie Roggen und Weizen und gleich hinuntergeschickt werden würde in den Körper, muß erst hier im Gehirn die Verarbeitung geschehen. So daß also, wenn wir richtiges Roggen- oder Weizenbrot essen, wir das im Magen und in den Gedärmen ordentlich verdauen und wir unserem Kopf nicht mehr zumuten, daß der nun erst die Verdauung besorgen soll, sondern der kann schon die Verbreitung im Körper bewirken. Wenn wir dagegen Kartoffelbrot oder Kartoffeln überhaupt
genießen, dann stellt sich das heraus, daß der Kopf erst zu der Verdauung der Kartoffel dienen muß.
Wenn aber der Kopf erst zur Verdauung der Kartoffel verwendet werden muß, dann kann er nicht mehr denken, denn zum Denken muß er die Kräfte frei haben; da muß ihm der Unterleib die Kräfte der Verdauung abnehmen. So daß also, wenn der Mensch die Kartoffel zu viel genießt – was also immer mehr und mehr von dem Zeitpunkte an der Fall war, als die Kartoffel eingeführt wurde und in Europa eine Bedeutung erlangte -, der Kopf immer mehr und mehr für das eigentliche
Denken ausgeschaltet wird, und der Mensch verliert immer mehr und mehr die Fähigkeit, mit seinem Mittelkopf zu denken; er denkt dann nur mehr mit dem Vorderkopf. Aber dieser Vorderkopf, der von den Salzen abhängt, der führt immer mehr und mehr dazu, daß man eigentlich bloß ein materialistischer Verstandesmensch wird.

Das richtige Geistige kann ja der Vorderkopf gar nicht denken. Gerade durch den
Vorderkopf wird man ein richtiger Verstandesmensch. Die Sache ist daher diese, daß in der Tat das innere Denken in Europa zurückgegangen ist von dem Moment an, wo die Kartoffelnahrung Platz griff.
Nun müssen wir uns klar sein darüber, daß der Mensch nicht nur aus den Kräften, die auf der Erde sind, aufgebaut wird. Das habe ich Ihnen ja fortwährend gesagt, daß der Mensch aus der ganzen Umgebung aufgebaut wird, daß der Mensch ein Geschöpf von Sonne, Mond und den
Sternen ist. Wenn der Mensch nun Kartoffeln ißt, dann verwendet er seinen Mittelkopf nur dazu, um diese Kartoffeln zu verdauen. Da schließt er sich ab von der Umwelt, da erkennt er die Umwelt nicht mehr an. Da erklärt er: Das ist alles Wischiwaschi, was da gesagt wird
von der Welt, daß da eine Geistigkeit von der Welt herunterkommt. –
Und so kann man sagen: Es ist eigentlich der übermäßige Kartoffelgenuß zum großen Teil auch wiederum das, was in der neueren Zeit zum Materialismus getrieben hat.

Natürlich ist die Sache ja so, daß vorzugsweise diejenigen, die nun nicht genügend Mittel haben, auf die Kartoffel angewiesen sind, weil die Kartoffel eine Zeitlang billig war, und diejenigen, welche wohlhabend sind, die können sich mehr dasjenige, was auf den Vorderkopf
wirkt, kaufen, können also mehr die Speisen würzen und salzen. Die Würzen wirken ebenso auf den Vorderkopf wie die Salze. Und die Folge davon ist, daß das nur Verstandesmenschen werden, und die anderen sich leicht von den Verstandesmenschen alles vormachen lassen, weil sie ja ihren Kopf nicht mehr zum Denken benützen können. So hat schon die Kartoffel einen ganz besonderen Bezug zum Geist überhaupt. Sie hat also eigentlich den Geist materialistisch gemacht.

Wenn wir nun diese Gliederung des Menschen betrachten, so müssen wir sagen: Der physische Leib des Menschen nimmt zunächst seinen Ursprung aus dem Eiweiß. Dieses Eiweiß hängt mit Geburt und Tod des physischen Menschen zusammen. Der Ätherleib hat sein hauptsächlichstes Feld in den Fetten. Der Astralleib, der hat sein hauptsächlichstes Feld in den Kohlehydraten, und erst das Ich hat sein Feld in den Salzen.
So können wir sagen: Dasjenige, was im Menschen das Empfindungsvermögen ist — es ist ja nicht der physische Leib, wenn ich auf meine Hand schlage und dann empfinde, denn sonst müßte alles, was physisch ist, empfinden -, es ist der astralische Leib. Ich schiebe das Fleisch zurück, den Muskel zurück, dadurch wird das Fleisch im Muskel aus dem astralischen Leib herausgeschoben und ich empfinde im astralischen Leib. Alles, was innerlich Empfindung ist, ist im astralischen Leib.
Der astralische Leib ist aber angewiesen darauf, daß er richtig arbeiten kann. Ich habe Ihnen gesagt: Wenn der astralische Leib auch bei Tag schläft und nicht richtig arbeiten kann, dann lagert sich der Schmerbauch ab, das Fett. – Oder, das ist auch der Fall, wenn der Mensch bloß intellektualistisch mit dem Kopf arbeitet, Verstandesmensch wird, es lagert sich sogar auch das Fett ab. Aber der astralische Leib, der ja zum Beispiel auch in der Sprache wirkt, der braucht die Kohlehydrate nicht bloß im Kopfe oben, nicht bloß da, er braucht die Kohlehydrate im ganzen Körper. Der astralische Leib muß die Beine bewegen, der astralische Leib muß die Hände bewegen, er braucht die Kohlehydrate im ganzen Körper. Wenn ich ihm Roggen oder Weizen als Kohlehydrate gebe, da gehen die Kräfte in den ganzen Körper. Wenn ich ihm bloß Kartoffeln gebe, bleiben die Kräfte da oben im Kopf sitzen und der Mensch wird ausgemergelt, schwach, und sein astralischer
Leib kann nicht ordentlich arbeiten. So daß gerade das, was im Menschen geistig ist, matt und immer schläfriger wird, wenn er nicht in der Lage ist, Kohlehydrate, die ihn durchdringen, in sich hineinzubringen.

Das ist eben bei der reinen Kartoffelnahrung nicht möglich, weil sie im Kopfe so viel zu tun macht, daß der Körper nichts mehr übrig behält.
Man kann schon sagen: Was tut die Wissenschaft? – Nun, die Wissenschaft, die untersucht, wieviel im Eiweiß drinnen enthalten ist von Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Schwefel und ähnlichen Dingen noch, aber das sind die hauptsächlichsten. Nun kriegt die
Wissenschaft heraus: Im Eiweiß ist so und so viel Kohlenstoff, so und so viel Wasserstoff drinnen in Prozenten, im Fett sind andere Prozente drinnen, in den Kohlehydraten andere Prozente. Aber die Wissenschaft hat gar keine Idee davon, was diese Stoffe als solche für eine Bedeutung haben. Sie kennt nur die Prozente der Bestandteile.

Aber damit kann man gar nichts ausmachen. Es sind eben einfach die Bestandteile in der
Kartoffel ganz anders drinnen als im Roggen und Weizen, und manmuß wissen, daß, wenn man eine Blüte oder eine Frucht ißt, diese in den Gedärmen verarbeitet wird, während, wenn man eine Wurzel ißt, diese im Kopf verarbeitet wird.
Anders kann man die Sache auch nicht in der Medizin anwenden. Derjenige, der richtig medizinisch denken kann, der weiß, daß wenn er einen Tee aus den Blüten oder Samen, aus den Früchten macht, dieser Tee vorzugsweise in den Gedärmen wirkt; wenn er aber eine Abkochung aus der Wurzel macht und sie teeartig präsentiert, kann man auf Kopfkrankheiten heilend wirken.

Wenn wir Wurzeln essen, wirkt das eben auf den Kopf, und zwar wirkt es so auf den Kopf, daß es materiell auf den Kopf wirkt. Das ist das ganz besonders Wichtige.
Wir können nun aber weitergehen und können sagen: Ja, aber wenn nun der Mensch nicht nur durch die Kartoffelnahrung gewissermaßen ausgemergelt wird, daß er nicht mehr seine Hände und Füße bewegen kann, sondern wenn er so ausgemergelt wird, daß auch diejenigen Dinge nicht mehr regsam sind, die zu der Fortpflanzung beitragen, dann wird die Sache noch schlimmer. – Nehmen wir also an, die Kartoffelnahrung nimmt so überhand, daß das in die weiblichen Fortpflanzungsorgane hineinwirkt, daß die matt und abgelähmt werden. Ja, meine Herren, der Mensch kommt eben nicht bloß von seinen Vorfahren her, sondern er kommt aus der geistigen Welt mit dem geistig-seeli-
schen Teil seines Wesens her, und das verbindet sich mit demjenigen, was aus den Vorfahren kommt. Nun betrachten wir einmal, wie die Sache ist. Ich will es recht groß, etwas vergrößert aufzeichnen.
Wir können sagen: Der Mensch entsteht aus der weiblichen Eizelle.
Das ist also sehr vergrößert gezeichnet. Da herein dringt der männliche Samen. Dann bilden sich allerlei sternförmige Figuren da drinnen. Zellen spalten sich, bilden dann nach und nach den menschlichen Körper.
Aber kein menschlicher Körper kann gebildet werden, wenn sich nicht verbindet mit dem, was da geschieht, das Geistig-Seelische, das aus der geistigen Welt herkommt.
Wenn nun die Sache so liegt, daß die Mutter oder der Vater zuviel Kartoffelnahrung genossen haben, dann bilden sie schon einen solchen Menschenkeim aus, der darauf veranlagt ist, daß der Kopf viel arbeiten muß. Wenn Sie daher einen Menschenkeim anschauen von jemand, der
ordentlich mit Roggenbrot und so weiter genährt ist, wo Vater und Mutter eine richtige Nahrung genießen, da ist dieser Menschenkeim etwa so (es wird gezeichnet). Wenn Sie aber einen Menschenkeim ansehen, wo bei den Eltern zuviel Kartoffelnahrung war, ja, da geschieht
folgendes. Sehen Sie, das andere ist ja im Menschenkeim sehr wenig ausgebildet, vorzugsweise ist die runde Kugel des Kopfes ausgebildet;
das ist im Embryo, im Menschenkeim die Hauptsache, das ist also vorzugsweise ausgebildet. Da muß nun das Geistig-Seelische hereinkommen in den Kopf. Und wenn das Geistig-Seelische in den Kopf hereinkommt, dann muß es mit dem Kopf arbeiten. Noch im Leibe der Mutter arbeitet das Geistig-Seelische des Menschen vorzugsweise am Kopfe.

Wenn nun dieses Geistig-Seelische im Kopfe dasjenige findet, was bei der Ernährung der Mutter von Roggen und Weizen kommt, dann kann das Geistig-Seelische ordentlich arbeiten. Denn die Blüten, in denen ja der Roggen und Weizen und so weiter entstehen, die werden ja auch
aus der Erde herausgestreckt, und da geht das Geistige schon bei der Pflanze heran, da ist das Geistige verwandt. Wenn daher das Geistig-Seelische im Mutterleibe auf dasjenige auftrifft, was von Früchten kommt, so kann es leicht arbeiten. Trifft aber das Geistige im Mutter-
leibe auf einen Kindeskopf, der vorzugsweise durch die Kartoffelnahrung gebildet wird, da kann es nicht heran. Nicht wahr, die Kartoffel geht hinunter in die Erde, sie ist sogar von der Erde bedeckt; man gräbt sie aus der Erde aus, sie wächst in der Finsternis, sie hat keine Verwandtschaft zum Geistigen.
Der Mensch kommt herunter aus der geistigen Welt, findet einen Kopf vor, der eigentlich aus der Finsternis heraus gebildet ist. Da kann er nicht heran, der Geist, und die Folge davon ist, daß der Embryo nachher so aussieht (es wird gezeichnet) –
ich zeichne es etwas karikiert -: ein riesiger Wasserkopf wird geboren.

Denn wenn der Geist nicht herankommt, dann wächst das Physische; der Wasserkopf bildet sich aus. Wenn der Geist herankommen kann, dann dämpft er das Wasser, dann arbeitet der Geist in der Materie und der Kopf wird ordentlich ausgebildet. So daß Sie sagen können: Diese riesigen Wasserköpfe, die oftmals bei den Embryonen bemerkbar sind, die kommen durch die mangelhafte Ernährung, vorzugsweise wieder durch die Kartoffel, zustande. – Und so haben Sie das, daß nicht nur der Mensch selber ausgemergelt wird, sondern daß der Mensch so geboren wird, daß sein Geistig-Seelisches gar nicht richtig im physischen Leib drinnen ist.

Aber sehen Sie, meine Herren, die Sache ist so: Der Mensch besteht allerdings aus physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich; die sind aber nicht in jedem Lebensalter gleich geartet. Beim Kind bis zum siebenten Jahre, da ist der Ätherleib, Astralleib und das Ich so, daß sie
erst wieder recht untertauchen müssen; die müssen erst ganz hinein in den physischen Leib. Wenn der Ätherleib ganz hineinkommt in den physischen Leib, kommen die zweiten Zähne. Wenn der astralische Leib ganz hineinkommt in den physischen Leib, dann kommt die Geschlechtsreife. Wenn daher ein solcher Kopf vorhanden ist, wenn also das Geistig-Seelische durch die Kartoffelnahrung nicht ordentlich in den physischen Menschen im Mutterleib hinein kann, dann wird auch dasjenige gestört, was im vierzehnten, fünfzehnten Lebensjahre mit dem Menschen geschehen soll. Der Mensch geht dann überhaupt durch sein ganzes Leben so, als wenn er seinen Körper gar nicht hätte, als wenn der schlapp an ihm wäre. So daß also die Menschen unter dem
Einfluß der Kartoffelnahrung schon nicht stark genug für das Leben geboren worden sind.
Sehen Sie, meine Herren, das sind ungeheuer wichtige Dinge.

Sie müssen sich nur sagen: Ja, wirklich, die sozialen Verhältnisse hängen noch von vielen anderen Dingen ab als von jenen, die man heute gewöhnlich deklamiert. Die sozialen Verhältnisse hängen auch davon ab, daß man die Felder ordentlich benützt, daß man also die Kartoffel nicht
mehr anbaut, als die Menschen zu ihrem Starkwerden vertragen können. Man muß also auch wirkliche, richtige Naturwissenschaft treiben können, wenn man Sozialwissenschaft treibt. Das ist durchaus nötig.
Bloß davon zu reden: Mehrwert, Kapital und so weiter, das nützt allein nichts. Denn nehmen Sie einmal an, dem Kommunismus gelänge es, alles Kapital auszurotten, er würde alles selber verwalten. Ja, wenn er von den Bürgerlichen nur eine Wissenschaft gelernt hat, die nicht in der
richtigen Weise die Felder zu verwerten weiß, wenn er nicht weiß, daß es schädlicher ist, den Magen mit Kartoffeln anzufüllen als mit Roggen und Weizen, dann hilft alles nichts. Das ist es, was man bedenken muß.
So daß wir nicht das fortwährende Herumreden von dem oder jenem brauchen, sondern eine wirkliche Wissenschaft, die einsieht, wie der Geist wirken kann in der Materie.
Sehen Sie, daher kommt es ja, daß sozusagen die Anthroposophie fortwährend, ohne daß sie es will, einen Krieg gegen zwei Fronten führen muß. Warum? Nun, da sind die Wissenschafter von heute, die beschäftigen sich nur mit der Materie, aber nur mit den Prozenten von der Materie, wieviel Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff im Eiweiß und so weiter enthalten sind. Dadurch lernt man aber gar nichts über die Materie. Die materielle Wissenschaft kennt gerade die Materie nicht, weil man die Materie erst kennenlernt, wenn man weiß, wie der
Geist drinnen arbeitet. Hilft es denn, wenn einer sagt:
Ich will eine Uhr kennenlernen; gut, ich will mir die Uhr klarzumachen versuchen. Die Uhr ist aus Silber. Das Silber, das in meiner Uhr ist, das ist in dem Silberbergwerk von da und da gewonnen worden. Dieses Silber ist dann mit Zügen nach der und der Stadt geführt worden. Da ist es abgeliefert worden an die und die Kaufleute und so weiter. Weiter ist in dieser Uhr
ein Porzellanzifferblatt. Das Porzellan ist dort und dort gewonnen worden, in die und die Stadt gekommen und so weiter. –
Er weiß gar nichts von der Uhr! Man weiß erst etwas von der Uhr, wenn man weiß, was der Uhrmacher daran getan hat. Und es ist gar nicht einmal wichtig, um zu verstehen, warum eine Uhr geht, daß man weiß, wie das Silber gewonnen wird in den Bergwerken; aber wichtig ist, daß man weiß, wie die Uhr geht, wie der Uhrmacher daran gearbeitet hat, die Räder
zurecht gemacht hat und so weiter.
So ist es eigentlich im Grunde genommen höchst gleichgültig für die Gesundheit und Krankheit des Menschen, abstrakt zu wissen, aus wieviel Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Eiweiß, Fett, Kohlehydraten und Salzen die Nahrungsmittel bestehen, sondern für die
Gesundheit und Krankheit des Menschen ist es im Grunde genommen wichtig zu wissen, wie es speziell mit der Kartoffel ist: sie nährt die Menschen geistig ebensowenig, wie sie sie physisch ernährt.

Im Grunde ist das ganz unnötig, was darüber geschrieben ist; man muß die anderen Zwecke wissen. Für die anderen Zwecke kann man ja wissen, wie es ist mit Silberminen und so weiter, aber um die Gesundheit und Krankheit des Menschen zu verstehen, ist diese Wissenschaft unwichtig. Doch sie merkt gar nicht, was ihr fehlt. Wenn also Anthroposophie kommt und hinzufügen will, was ihr fehlt, dann bekämpft man sie. Und so entstand die eine Kampffront nach dem Materialismus hin.

Dort wird gesagt: Nun, diese Anthroposophie will alles phantastisch erklären. – Die Wissenschaft wirft der Anthroposophie ihren Geist vor. Das ist die eine Front.
Die andere Front, meine Herren, die kommt von der Theologie, von den Vertretern der Religion und so weiter. Auf der Seite redet man dem Menschen viel davon, wie die Seele in den Himmel kommt. Und man redet ja allerdings davon, daß man durch Beten und Sakramente und so
weiter in den Himmel kommt. Nun schön.

Aber wenn einer in der physischen Welt so drinnensteht, daß er überhaupt seinen Körper gar nicht richtig hat, also in der physischen Welt gar nicht in die richtige Beziehung zum Erdenleben kommt, dann findet er sich nach dem Tode außerordentlich schwer zurecht. Das sagen ihm die Leute nicht. Es ist durchaus notwendig, daß man ein lebenspraktischer Mensch wird und
weiß, wie man die Materie ergreifen muß. So daß man sagen kann: Ja, Religion, Theologie reden heute den Leuten von allerlei, aber das alles reicht nicht hin, um den Menschen wirklich im irdischen Leben so stark zu machen, daß er dann auch durch solche Vorbereitung – denn
durch alles das, was kenntnisloses Beten ist zum Beispiel, wird ja der Mensch gerade abgelenkt von dem, was er wissen soll für sein gesundes Leben – sich später zurechtfindet. Sie werden kaum von der Kanzel jemals verkündigen gehört haben, wie man es halten muß, damit der
Mensch stark wird, mit der Kartoffel- oder mit der Weizennahrung!

Wenigstens werden Sie nicht gefunden haben, daß die meisten Pastoren und Priester einen großen Wert darauf legen, von der Kanzel herunter den Menschen zu verkündigen, wie es sich mit der Roggen- und Weizennahrung in bezug auf seine Gesundheit verhält. Das betrachten sie als eine Nebensache, weil sie sagen: Das ist etwas Unheiliges! Heilig ist nur, wenn man betet oder über das Evangelium und ähnliche Dinge redet. – Aber das göttliche Wirken ist nicht nur da, wo man Gebete gesprochen hat, oder wo über das Evangelium geredet wird, sondern in der ganzen Natur; das Geistige wirkt auch da drinnen. Wenn der Mensch die Geistigkeit nicht einläßt in seinen Kopf, weil er ihn durch die Kartoffel zu stark in Anspruch nimmt, so ist es so, daß der Mensch
beten kann. Sehr schön. Wenn er aber zuviel Kartoffeln ißt, so hat sein Gebet keinen Zweck mehr, denn er wird wiederum abgeleitet vom Geistigen. Aber das merken die Leute wiederum nicht.

Ebenso merken sie es nicht, daß Gott die Erde nicht als einen Kloß gefunden und aus ihr
dann die Dinge gemacht hat, sondern daß tatsächlich bis ins einzelne hinein das göttliche Wirken überall drinnen ist und gesucht werden muß. Aber wenn man das tut, nennen einen die Theologen und Religionsleute Materialisten! Und so wird man von denjenigen, die Wissenschafter sind, phantastischer Spiritualist genannt; von denjenigen, die Theologen sind, wird man Materialist genannt.

An dieser Art kann sich ja schon zeigen, wie wertvoll die Dinge sind. Gerade so wertvoll wie es
1908 war, als die Anthroposophie bekämpft worden ist, indem man gesagt hat: Die Anthroposophie ist jesuitisch. –
Dazumal hat man behauptet, die Anthroposophen werden eigentlich von ihren Führern dem Jesuitismus ausgeliefert. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet.
Heute sagen die Jesuiten, die Anthroposophen würden an die Freimaurer ausgeliefert. Sehen Sie, so kommt das immer zustande! Aber um das handelt es sich nicht, sondern darum, daß man wirklich eine Wissenschaft gewinnt, die ebensogut sagen kann, warum im Mutterleibe ein Wasserkopf entsteht statt eines richtig ausgebildeten Kopfes.

Nun, meine Herren, Sie werden sagen: Es gehen doch nicht alle Leute mit einem Wasserkopf herum. – Gewiß nicht, denn natürlich wirken da wiederum die anderen Kräfte dagegen, und der Kopf ist
dann, wenn er geboren wird, nicht mehr so groß wie im Embryo, aber er ist nicht mehr fähig, etwas anderes aufzunehmen, wenn er geboren ist, als Kartoffeln und Wasser. Er kann sogar klein werden dabei und kann doch ein Wasserkopf sein. Aber das Wesentliche ist, daß seit der
Einführung der Kartoffelnahrung die Köpfe im Mutterleib immer viel zu groß sind. Nachher werden sie zusammengeschoben, aber gerade das Zusammenschieben vor der Geburt, das wirkt auf sie dann schädigend, weil sie nicht imstande sind, dann Richtiges aufzunehmen, sondern einzig und allein das Materialistische. Beim geborenen Menschen sieht man den Wasserkopf nicht mehr bloß an der Größe. Gewiß, der eigentliche Wasserkopf ist von der Größe abhängig, aber es handelt sich vorzugsweise darum, ob in der richtigen Weise Wasser wirkt oder etwas anderes wirken kann. Und das ist ebenso wichtig zu wissen wie alles übrige, was auf der einen Seite durch Wissenschaft oder auf der anderen Seite durch Theologie und Religion in die Menschheit kommt. Aber es ist
schon notwendig, daß man gerade ordentlich auf die Sache hinschaut.

Sehen Sie, wie wird denn eigentlich die Anthroposophie behandelt?
Da ist vor einiger Zeit in Berlin eine Art Kongreß derjenigen Leute abgehalten worden, die sich «nichtanthroposophische Kenner der Anthroposophie» nennen. Sie behaupten, sie seien keine Anthroposophen, aber sie würden die Anthroposophie kennen. Nun, da hat besonders ein Mensch geredet, der einmal hier war, aber abgefallen ist, ein gewisser Dr. Gösch.

Dieser Dr. Gösch hat vor Pastoren, Lizentiaten, Professoren geredet. Und jetzt, nicht wahr, jetzt machen die Leute überall Vorträge gegen Anthroposophie von dem, was da dieser Dr. Gösch denLeuten erzählt hat. Sie werden nun sagen: Da haben eben diese Leute, Lizentiaten, Professoren aus dem, wasihnender Dr. Göschgesagt hat, die Überzeugung gewonnen, daß die Anthroposophie sehr schädlich ist. –
Aber bitte, meine Herren, beachten Sie folgendes: Was ist ungefähr im Denken eines heutigen Pastoren, Professors, Lizentiaten drinnen, und hören Sie dann, was der Dr. Gösch den Leuten gesagt hat. Der hat gesagt: Die Anthroposophie, die ist deshalb besonders schädlich, weil die
Anthroposophen betrogen werden – denn Frau Dr. Steiner und der Dr. Steiner, die haben eigentlich vor, von der Erde ein Stück abzuspalten, es von der Erde abzutrennen und einen eigenen Planeten zu bilden, und mit all den Anthroposophen zusammen im Weltenall also eine solche Planetenwelten-Kolonie zu begründen! –
Das hat dieser Dr. Gösch den erleuchteten Leuten vorgeredet! Nun können Sie sich denken, daß keiner von denen an das ja wirklich glaubt, aber er tut so, als ob er durch diese
Rede überzeugt worden wäre von der Schädlichkeit der Anthroposophie.

Nun denken Sie, was für eine Verrücktheit darinnen steckt! Aber dieselben erleuchteten Leute, die sitzen ja nicht nur bei dieser Versammlung, sondern am nächsten oder folgenden Tag, da sitzen sie bei allerlei anderen Versammlungen, wo über allerlei Schicksale entschieden wird. Da sind sie natürlich nicht gescheiter als bei den anderen Versammlungen. Das muß man bedenken, was für Leute eigentlich heute die Welt regieren!
Also seien Sie sich klar darüber, daß die Gegnerschaft gegen Anthroposophie eine wirkliche Gegnerschaft gegen die Wahrheit ist. Man will es nicht an den Tag kommen lassen,
was in diesen Dingen eigentlich steckt, was alles herauskommt an Dingen über den Menschen. Man sagt: Die Anthroposophie, die ist etwas Geheimnisvolles. –
Ja, meine Herren, wie soll sie denn etwas anderes sein, als etwas Geheimnisvolles? Selbstverständlich ist sie etwas Geheimnisvolles, aber sie ist nichts Geheimnisvolleres als es etwas Geheimnisvolles ist, wenn einem einer etwas gestohlen hat und versteckt hat;
da ist das, bis man es aufgefunden hat, geheimnisvoll. So ist auch die Anthroposophie geheimnisvoll, weil die Wissenschaft und das andere geistige Leben diese Dinge versteckt hat; deshalb ist natürlich die Anthroposophie heute etwas so Geheimnisvolles.
Aber es hört ja auf, geheimnisvoll zu sein in dem Moment, wo man es gefunden hat! Sie will
gar nichts Geheimnistuerisches sein, aber dasjenige, was die anderen versteckt haben, will sie gerade ans Licht bringen.
Ich muß jetzt nach Wien fahren und werde es Ihnen dann sagen lassen, wenn wir fortsetzen können.

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Prophylaxe – Vorbeugende Tipps gegen die Zivilisationskrankheiten
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