Ichlose Menschenhüllen – Hintergrundinformation und Kurztexte von Rudolf Steiner

Ichlose Menschen
Ichlose Menschen, also Menschenformen, die nur als Menschen[1] in menschlicher Gestalt erscheinen, aber „nicht im vollen Sinne des Wortes Menschen sind“ (Lit.: GA 346, S 186f), da sie kein unsterbliches menschliches Ich in sich tragen, sind ein Phänomen, über das nur auf der Grundlage des differenzierten geisteswissenschaftlichen Menschenbildes und zweifellos nur mit großer Vorsicht gesprochen werden kann. Doch handelt es sich dabei gerade in unserer Zeit um eine geistige Tatsache von größter Bedeutung, vor der man nicht die Augen verschließen darf. Rudolf Steiners diesbezügliche Ansichten, nach denen der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht, unterscheiden sich wesentlich vom modernen, materialistisch geprägten Weltbild, das dem Menschen nicht nur das Ich, also den Geist, sondern auch die Seele vollkommen abspricht und ihn als letzlich ich- und seelenlosen Gehirnautomaten auffasst. Ichlose Menschen sind aber nach der Auffassung Rudolf Steiners sehr wohl beseelt. Da sie über kein Ich verfügen, unterliegen sie allerdings nicht der Reinkarnation.

Rudolf Steiner sah sich in den Konferenzen mit den Lehrern der Waldorfschule darum genötigt, darauf hinzuweisen, dass bereits seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts sehr viele ichlose Menschen geboren werden. Da in ihnen kein Ich im menschlichen Sinn wohnt, liegt hier keine Reinkarnation vor, sondern die Menschenform ist erfüllt von einem Naturdämon, von einem Elementarwesen, das als solches wahre moralische Verantwortung nicht übernehmen kann. Es fehlt diesen Menschen, die nicht Ich-Träger sind, beispielsweise das heute eminent wichtige eigene Gewissen.

„Das sind diese Fälle, die immer häufiger vorkommen, daß Kinder geboren werden und Menschenformen da sind, die eigentlich in bezug auf das höchste Ich keine Menschen sind, sondern die ausgefüllt sind mit nicht der Menschenklasse angehörigen Wesenheiten. Seit den neunziger Jahren schon kommen sehr viele ichlose Menschen vor, wo keine Reinkarnation vorliegt, sondern wo die Menschenform ausgefüllt wird von einer Art Naturdämon. Es gehen schon eine ganze Anzahl alte Leute herum, die eigentlich nicht Menschen sind, sondern naturgeistige Wesen und Menschen nur in bezug auf ihre Gestalt. Man kann nicht eine Dämonenschule errichten.“ (Lit.: GA 300c, S 70)

Auf die Frage, wie so etwas überhaupt möglich sei, antwortete Rudolf Steiner:

„An sich ist nicht ausgeschlossen, daß im Kosmos ein Rechenfehler geschieht. Es sind doch lange füreinander determiniert die hinuntersteigenden Individualitäten. Es geschehen auch Generationen, für die keine Individualität Lust hat hinunterzukommen und sich mit der Leiblichkeit zu verbinden, oder die sie auch gleich am Anfang verlassen. Da treten dann andere Individuen ein, die nicht recht passen. Aber dies ist wirklich jetzt sehr häufig, daß ichlose Menschen herumgehen, die eigentlich keine Menschen sind, die nur menschliche Gestalt haben, naturgeistähnliche Wesen, was man nicht erkennt, weil sie in menschlicher Gestalt herumgehen. Sie unterscheiden sich auch sehr wesentlich von den Menschen in bezug auf alles Geistige. Sie können es zum Beispiel nie zu einem Gedächtnis bringen in den Dingen, die Sätze sind. Sie haben eigentlich nur Wortgedächtnis, kein Satzgedächtnis.

Die Rätsel des Lebens sind nicht so einfach. Wenn eine solche Wesenheit durch den Tod geht, dann geht sie zurück in die Natur, woher sie gekommen ist. Der Leichnam zerfällt; eine richtige Auflösung des Ätherleibes ist nicht da, und das Naturwesen geht in die Natur zurück.

Es könnte sein, daß irgendwie automatisch etwas geschehen könnte. Der ganze Apparat des menschlichen Organismus ist da. Man kann unter Umständen in den Gehirnautomatismen eine Pseudomoral züchten.

Man redet sehr ungern über diese Dinge, nachdem wir ohnedies vielfach gegnerisch angefallen werden. Denken Sie, was die Leute sagen, wenn sie hören, hier wird erklärt, daß es Menschen gibt, die keine Menschen sind. Aber es sind Tatsachen. Wir würden auch nicht solchen Niedergang der Kultur haben, wenn ein starkes Gefühl dafür vorhanden wäre, daß manche Leute herumgehen, die gerade dadurch, daß sie rücksichtslos sind, etwas werden, daß die keine Menschen sind, sondern Dämonen in Menschengestalt.“ (Lit.: GA 300c, S 70)

Keineswegs sind solche ichlosen Menschen, die Rudolf Steiner auch als Heuschreckenmenschen bezeichnete, aber als grundsätzlich böse anzusehen. Es sind Seelen, die sehr wohl bis zum Seelischen kommen, aber des schöpferischen Ichs entbehren. Ichlose, aber eben durchaus beseelte Menschen zeigen ziemlich genau die Natur und Wesenheit des Menschen bis zum Ende des 20. Lebensjahrs, denn erst mit dem 21. Lebensjahr, wenn der Ich-Träger, der erst die leiblichen Voraussetzungen für die volle Aufnahme des Ich schafft, ausgereift ist, beginnt sich das Ich in der irdischen Inkarnation auszuleben. Die Menschenwürde und alle damit verbundenen Menschenrechte bleiben damit selbstverständlich vollinhaltlich gewahrt. Die ichlosen Menschen sind darüber hinaus oft tief fühlende Naturen, die teilnahmsvolle Zuwendung verdienen und keineswegs aus der sozialen Gemeinschaft ausgegrenzt werden dürfen.

„Solchen Menschen gegenüber hat man oftmals eine recht schwierige Aufgabe, weil sie durchaus tief fühlend sind; sie können außerordentlich tief fühlend sein, man merkt aber, es steckt nicht eine eigentliche Individualität in ihnen. Nur hat man ihnen das natürlich sorgfältig zu verbergen, daß keine Individualität in ihnen steckt, denn sonst wäre ja die notwendige Folge der Wahnsinn. Aber trotzdem man ihnen das zu verbergen hat, handelt es sich darum, daß man für solche Seelen – Seelen sind es ja doch, wenn auch nicht Geister -, alles so einrichtet, daß diese Menschen den Anschluß finden an andere Menschen, in deren Gefolge sie sich entwickeln können, daß sie also gewissermaßen Mitgehende dieser anderen werden. Diese Menschen zeigen eigentlich ziemlich genau die Natur und Wesenheit des Menschen bis zum zwanzigsten Lebensjahr. Denn beim zwanzigsten Lebensjahr wird ja erst die Gemüts- oder Verstandesseele geboren und damit die Möglichkeit des irdischen Auslebens des Ich gegeben.

Derjenige, der behaupten wollte, solchen ichlosen, individualitätslosen Menschen gegenüber solle man sich nicht teilnahmsvoll verhalten, da sie eine künftige Inkarnation nicht hätten, weil ja keine Individualität da sei, der irrt gar sehr. Er müßte dann auch behaupten, man solle sich den Kindern gegenüber nicht teilnahmsvoll verhalten. Es ist in jedem einzelnen Fall zu entscheiden, was eigentlich in einem solchen Menschen steckt. Manchmal stecken postume Seelen in solchen Menschen, postum gegenüber den Menschenseelen, die in einem bestimmten Zeitalter der Entwickelung entstanden sind und sich als Menschen immer wiederholt verkörperten. Aber es können auch zurückgebliebene Seelen sein, solche, die später von einem anderen Planeten wieder zurückgekommen sind, wohin in einem bestimmten Zeitalter fast die ganze Menschheit gegangen war. Auch solche Seelen können in solchen Menschenleibern stecken. Wir müssen also mit vollem Bewußtsein diese Menschen wie bleibende Kinder erziehen.“ (Lit.: GA 346, S 186f)
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Rudolf Steiner, 1914:
„Wir sehen heute – und ich möchte jetzt von einer gewissen Seite her eine Erscheinung vor Ihre Augen treten lassen, um sie auch noch zu erklären —, wir sehen heute, wie die Angehörigen der verschiedenen Völker in Haß einander verfolgen, wie sie sich beschimpfen. Woher kommt das?
Nun, indem wir in allem tiefen Ernst schon aufgenommen haben das Wesen der wiederholten Erdenleben, erscheint uns nicht besonders unbegreiflich, daß die Seele in ihren wiederholten Leben durch die verschiedenen Nationalitäten durchgeht. Derjenige, der heute seine Inkarnation in einem deutschen Leibe durchmacht, der bereitet sich vielleicht schon in seinem Innersten vor, die nächste Inkarnation in einem englischen Leibe durchzumachen…

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