Meditation – und Meditationstext

… Nicht darauf kommt es an, dass man viele Sätze meditiert, sondern darauf, dass man weniges immer wieder in der ruhig gewordenen Seele leben lässt.
In der Meditation selbst soll man wenig spekulieren, sondern gelassen den Inhalt der Meditationssätze auf sich wirken lassen. Aber a u ß e r der Meditation in den freien Augenblicken des Tages soll man immer wieder auf den Inhalt der Meditationssätze zurückkommen und sehen, welche Betrachtungen man aus ihnen saugen kann. Dann werden sie lebendige Kraft, die sich in die Seele senkt und diese stark und kräftig macht. Denn wenn die Seele sich mit der ewigen Wahrheit verbindet, lebt sie selbst im Ewigen. Und wenn die Seele im Ewigen lebt, dann haben die höheren Wesen den Zugang zu ihr und können ihre eigene Kraft in sie senken.“ (S.89)

Strahlender als die Sonne
Reiner als der Schnee
Feiner als der Äther
Ist das Selbst,
Der Geist in meinem Herzen.
Dies Selbst bin ich,
Ich bin dies Selbst.

(RUDOLF STEINER – 24.10.1905. GA 245 S.85/86ff.)

„Solche Sprüche sind nicht durch die Willkür einer Persönlichkeit ersonnen, sondern sie sind herausgeholt aus der geistigen Welt.
Viel mehr ist in ihnen enthalten, als man gewöhnlich glaubt. …“ Rudolf Steiner 1905.

ERLÄUTERUNGEN
Strahlender als die Sonne
… „Alle Dinge, welche durch die Sonne sichtbar werden, sie sind einmal nicht gewesen und sie werden einmal nicht mehr sein. Und auch die Sonne ist einmal entstanden und wird dereinst vergehen. Aber die Seele ist gerade dazu da, in den Dingen das Ewige zu erkennen. Wenn einstmals die ganze Erde nicht mehr sein wird, dann werden noch die Seelen sein, die sie bewohnt haben. Und was diese Seelen auf der Erde erlebt haben, das werden sie als Erinnerung anderswohin tragen. Es ist, wie wenn mir ein Mensch Gutes getan hat. Die Tat vergeht. Aber was er in meine Seele dadurch gepflanzt hat, das bleibt. Und das Band von Liebe, das dadurch mich mit ihm verbunden hat, das vergeht nicht. Was man erlebt, ist immer der Ursprung von etwas Bleibendem in uns. Wir selbst holen so aus den Dingen das Beibende heraus und tragen es in die Ewigkeit hinüber. Und wenn die Menschen dereinst auf einen ganz anderen Schauplatz verpflanzt werden, dann werden sie das mitbringen, was sie hier gesammelt haben. Und ihre Taten in der neuen Welt werden aus der Erinnerung an die alte gewoben sein. Denn kein Same ist, der nicht Frucht erzeugt. Sind wir mit einem Menschen in Liebe verbunden, so ist diese Liebe ein Same,und die Frucht erleben wir in aller Zukunft, indem wir mit einem solchen Menschen zusammengehören in aller Zukunft. So lebt etwas in uns,was mit der göttlichen Kraft verwoben ist, die alle Dinge zum ewigen Weltgewebe verbindet. Dieses „Etwas“ ist unser höheres Selbst. Und d i e s e s ist „strahlender als die Sonne“. Das Licht der Sonne beleuchtet nur einen Menschen von außen. Meine Seelensonne beleuchtet ihn von innen. Deshalb ist sie strahlender als die Sonne. (S.85/86)

Reiner als der Schnee
In sich ist jedes Ding rein. Verunreinigt kann es nur werden, wenn es sich mit anderem verbindet, was nicht so mit ihm verbunden sein sollte. Das Wasser für sich ist rein. Aber auch das, was als der Schmutz im Wasser enthalten ist, wäre rein, wenn es sich nicht unrechtmäßigerweise mit dem Wasser verbunden hätte. … Wenn nun das Wasser seine eigene Form im Schneekristall annimmt, dann sondert sie aus alles, was sich unrechtmäßig mit ihm verbunden hat. So wird die Seele rein, wenn sie alles aussondert, was zu Unrecht mit ihr verbunden ist. Und zu ihr gehört das Göttliche, das Unvergängliche. Jedes Ideal, jeder Gedanke an etwas Großes und Schönes gehört zur inneren Form der Seele. Und wenn sie sich auf solche Ideale, auf solche Gedanken besinnt, dann reinigt sie sich, wie sich das Wasser reinigt, wenn es Schneekristall wird. Und weil das Geistige reiner als aller Stoff ist, so ist das „höhere Selbst“, das heißt die Seele, die im Hohen lebt, „reiner als der Schnee“. (S.87)

Feiner als der Äther
„Der Äther ist der feinste Stoff. Aber a l l e r Stoff ist noch dicht im Verhältnis zum Seelischen. Nicht das
D i c h t e ist das Bleibende, sondern das „Feine“. Der Stein, an den man denkt als Stoff, vergeht als Stoff. Aber der Gedanke an den Stein, der in der Seele lebt, bleibt. Gott hat diesen Gedanken gedacht. Und er hat daraus den dichten Stein gemacht. Wie das Eis nur verdichtetes Wasser ist, so ist der Stein nur ein verdichteter Gedanke Gottes. Alle Dinge sind solche verdichtete Gedanken Gottes. „Das höhere Selbst“ aber löst alle Dinge auf, und in ihm leben dann die Gottesgedanken. Und wenn von solchen Gottesgedanken das Selbst gewoben ist, dann ist es „feiner als der Äther“. “ (S.87)
Der Geist in meinem Herzen.
…“Ich muss überall suchen, w i e ich lieben kann. Gott ist in allen Dingen, aber dieses Göttliche in einem Dinge muss ich ich erst suchen. Nicht die Außenseite eines Wesens oder Dinges soll ich ohne weiteres lieben, denn diese ist trügerisch, und da könnte ich leicht den Irrtum lieben. Aber h i n t e r aller Illusion liegt die Wahrheit, und die kann man immer lieben. Und sucht das Herz die Liebe der Wahrheit in allen Wesen, dann lebt der ‚Geist im Herzen‘. Solche Liebe ist das Kleid, das die Seele immer tragen soll. Dann webt sie selbst das Göttliche in die Dinge hinein.“ (S.88)

Wiederholung Kurztext:

Strahlender als die Sonne
So lebt etwas in uns,was mit der göttlichen Kraft verwoben ist, die alle Dinge zum ewigen Weltgewebe verbindet. Dieses „Etwas“ ist unser höheres Selbst. Und d i e s e s ist „strahlender als die Sonne“. Das Licht der Sonne beleuchtet nur einen Menschen von außen. Meine Seelensonne beleuchtet ihn von innen. Deshalb ist sie strahlender als die Sonne.“ (S.85/86)
Reiner als der Schnee
„Jedes Ideal, jeder Gedanke an etwas Großes und Schönes gehört zur inneren Form der Seele. Und wenn sie sich auf solche Ideale, auf solche Gedanken besinnt, dann reinigt sie sich, wie sich das Wasser reinigt, wenn es Schneekristall wird. Und weil das Geistige reiner als aller Stoff ist, so ist das „höhere Selbst“, das heißt die Seele, die im Hohen lebt, „reiner als der Schnee“. (S.87)
Feiner als der Äther
„Wie das Eis nur verdichtetes Wasser ist, so ist der Stein nur ein verdichteter Gedanke Gottes. Alle Dinge sind solche verdichtete Gedanken Gottes. „Das höhere Selbst“ aber löst alle Dinge auf, und in ihm leben dann die Gottesgedanken. Und wenn von solchen Gottesgedanken das Selbst gewoben ist, dann ist es „feiner als der Äther“. “ (S.87)
Der Geist in meinem Herzen
“ Aber h i n t e r aller Illusion liegt die Wahrheit, und die kann man immer lieben. Und sucht das Herz die Liebe der Wahrheit in allen Wesen, dann lebt der ‚Geist im Herzen‘. Solche Liebe ist das Kleid, das die Seele immer tragen soll. Dann webt sie selbst das Göttliche in die Dinge hinein.“ (S.88)
„Diese Einheit: schaffender Geist, der den Stoff in seinem Schaffen zum Dasein bringt und dadurch zugleich Stoff ist, der ganz als Geist sich darstellt: diese Einheit wird durch eine Idee begriffen, die den damaligen Denkgewohnheiten so fern wie möglich lag. Von solch einer Idee aber hätte gesprochen werden müssen, wenn in geistgemäßer Anschauungsart die Urzustände der Erd- und Menschheitsentwickelung und die heute noch im Menschen selbst tätigen geist-stofflichen Mächte hätten dargestellt werden sollen, die auf der einen Seite seinen Körper bilden, auf der anderen das lebendige Geistige aus sich hervorgehen lassen, durch das er die Kultur schafft. Die äußere Natur aber hätte so besprochen werden müssen, dass in ihr das ursprünglich Geist-Stoffliche als erstorben in den abstrakten Naturgesetzen sich darstellt.

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GA 16/ 3. MEDITATION
Der Meditierende versucht sich Vorstellungen zu bilden über die hellsichtige Erkenntnis der elementarischen Welt

„Bei der willkürlich herbeigeführten Hellsichtigkeit kommt im Verlaufe der inneren Seelenbetätigung einmal der Augenblick, in dem man weiß: jetzt erlebt die Seele etwas, was sie vorher nicht erlebt hat. Das Erlebnis ist kein bestimmtes, sondern das allgemeine Gefühl, man stehe nicht der sinnlichen Außenwelt gegenüber, man sei nicht in ihr, jedoch man sei auch nicht in sich, wie man es im gewohnlichen Seelenleben ist. Das äußere und das innere
Erleben fließen in eins, in ein Lebensgefühl zusammen, das bisher der Seele unbekannt war, und von dem sie weiß, sie könnte es nicht haben, wenn sie nur durch die Sinne mit der Außenwelt lebte, oder wenn sie in ihren gewöhnlichen Empfindungen und ErinnerungsVorstellungen lebte. Man empfindet dann weiter, daß sich in diesen Seelenzustand etwas aus einer bisher unbekannten Welt hereinschiebt. Aber man kann nicht zu einer Vorstellung von diesem Unbekannten kommen. Man erlebt, aber man kann nicht vorstellen. Dagegen überkommt denjenigen, der solches er-lebt, das Gefühl, als ob er an seinem physisch-sinnlichen Leibe ein Hindernis hätte, das vorzustellen, was sich in die Seele hereindrängt. Setzt man nun die innere Seelenanstrengung immer wieder fort, so wird man sich nach einiger Zeit wie den Uberwinder seines Leibeswiderstandes fühlen. Der physische Verstandesapparat war bisher nur geeignet Vorstellungen zu bilden, welche sich an Erlebnisse in der Sinnenwelt anschließen. Er ist zunächst unfähig, das zur Vorstellung zu erheben, was aus der übersinnlichen Welt sich offenbaren will. Er muß erst so bearbeitet werden, daß er dies vermag. So wie das Kind die Außenwelt um sich hat, sein Verstandesapparat aber erst im Erleben an der Außenwelt zubereitet werden muß, um sich auch Vorstellungen über die Umgebung zu machen; so ist der Mensch im allgemeinen unfähig, die übersinnliche Welt vorzustellen. Der angehende Hellseher vollzieht an seinem Vorstellungsapparat dasselbe auf höherer Stufe, was sich im Kinde vollzieht. Er läßt seine verstärkten Gedanken auf diesen Apparat wirken. Dadurch wird dieser allmählich umgebildet. Er wird imstande, die übersinnliche Welt in das Vorstellungsleben aufzunehmen. Man fühlt, wie man durch die Seelentätigkeit formend wirkt auf den eigenen Leib. Erst macht sich dieser als schwerer Gegendruck gegen das Seelenleben geltend; man fühlt ihn wie einen Fremdkörper in sich. Dann bemerkt man, wie er immer mehr sich anpaßt an das Seelen-Erleben; zuletzt fühlt man den Leib nicht mehr, aber man hat dafür vor sich die übersinnliche Welt, wie man das Auge nicht wahrnimmt, durch das man die Farbenwelt sieht. Der Leib muß unwahrnehmbar werden, bevor die Seele die übersinnliche Welt erschauen kann. Hat man auf diese Art es dahin gebracht, die Seele willkürlich hellseherisch zu machen, dann wird man in der Regel diesen Zustand immer wieder herbeiführen können, wenn man sich auf einen Gedanken konzentriert, den man besonders kraftvoll in sich erleben kann. Als Folge der Hingabe an diesen Gedanken wird man dann die Hellsichtigkeit herbeigeführt finden. Zunächst wird man noch nicht in der Lage sein, etwas ganz bestimmtes zu sehen, was man sehen will. Es werden in das Seelenleben übersinnliche Dinge oder Vorgänge hereinspielen, auf die man in keiner Art vorbereitet ist, und die man als solche nicht herbeifüh-ren wollte. Doch gelangt man im weiteren Verfolg der inneren Anstrengung dazu, auch den geistigen Blick auf solche Dinge zu lenken, die man zu erkennen beabsichtigt.“

RUDOLF STEINER (GA 16 S.29-38)
Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen
In acht Meditationen

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