Systemwechsel – warum und wie? Urs Weth

Der Begriff «System» ist ein allgemeines und nichtssagendes Wortgebilde. Dahinter verbergen sich viele Meinungen und Ansichten. Vom «Verschwörungstheoretiker» bis hin zum Anhänger einer «freien» Marktwirtschaft und zu anderen, «systemrelevanten» Genossen, lassen sich alle Schattierungen von Weltanschauungen erkennen. Als System «wird allgemein eine Gesamtheit von Elementen bezeichnet, die miteinander verbunden sind und dadurch als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können, als strukturierte systematische Ganzheit» (Wikipedia).

„…Es muss konstatiert werden: dieses «System» ist kein menschliches, sondern ein System der Macht. Eben weil es nicht die grosse Masse ist, die das Gemeinwohl darin vorantreibt, sondern die Fragen nach Konzentration des Geldes als dem grössten Machtfaktor. Und das kann am besten erreicht werden, wenn dieses Geld virtuell geworden ist. Dies ist bestimmt keine anmassende Behauptung, sondern eine sehr sachliche und realistische. Geben Sie bei Google z.B. den Begriff «Bargeldabschaffung» ein, dann bekommen Sie hunderte, ja tausende von Einträgen von grossen Bankinstituten, von der EZB, von der FED und wie sie alle heissen, mit durchaus konkreten Bestrebungen in diese Richtung. Das grösste Problem scheint nicht die Frage nach einem «Ja oder Nein» zu sein, sondern nach dem «Wie»…“

Systemwechsel – Aber wie?
Gedanken zur gegenwärtigen Weltlage
von Urs Weth

Immer wieder wird im Zusammenhang mit verschiedensten Themen vom «System» gesprochen. Es gibt «Systembefürworter» und «Systemgegner». Was bedeutet dieses merkwürdige «System» für mich persönlich? Wo sehe ich Schwierigkeiten und Probleme damit?
…Existiert ein «Gottmensch» in uns?
Die Abstecher in die Frage der Finanzen und des Geldes waren notwendig, um wieder zurückzukehren an die Grundfrage; dem «Wie verhalte ich mich persönlich» in dieser Entwicklung, ohne Anarchist zu werden, ohne ein Gesetzesbrecher zu werden oder ein Totalverweigerer oder gar Suizid zu begehen. Gibt es Möglichkeiten, sich quasi dennoch «einzubringen»? Und hier sind nicht irgendwelche Finanzstrategien gemeint, wie der Kauf von physischen Edelmetallen usw. um dem Wertschwund des Geldes entgegenzutreten, sondern Fragen des Bewusstseins. Es sind also geistige Lebensstrategien, wenn man diese so nennen will, die mich zur Erkenntnisbemühung hinbewegen.

Konkret: Soll man sich z.B. den Mechanismen der Behörden anpassen und sich von Finanzgebern wie Krankenkassen usw. leiten und zwingen lassen, um wie in meinem Fall, die Anerkennung als Therapeut nicht zu verlieren und damit auch auf gewisse (möglicherweise lebensnotwenige) Gelder zu verzichten? Auf dieser Ebene spielen sich die greifbaren und alltäglichen Fragen ab, mit denen man sich auseinanderzusetzen hat. Sie beginnen ja im Leben schon sehr früh, zum Beispiel mit der Schulpflicht, der Steuerpflicht, der Kassenpflicht, der Fortbildungspflicht, der Meldungspflicht u.v.m. Diese Verrichtungen haben einen gemeinsamen Nenner: die Kontrolle. Es sind Instrumente, die es ermöglichen, alles Tun und Lassen zu kontrollieren und – wenn nötig – strafende Massnahmen zu ergreifen, mich auf den «rechten» Weg zu bringen. Mein Handeln wird dadurch eingeschränkt in vielen Bereichen des Lebens.

Und hier wird man sich am zentralen Punkt der ausgegangenen Frage befinden. An einem Punkt, wo auch die ganzen Diskussionen nach Gesetzen usw. beginnen. Das Fazit ist: Man kann, ja darf den Menschen nicht unbeaufsichtigt handeln lassen! Er ist ein Tier
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Nettes Einstiegsvid – um sich Grundsätzliches klar zu machen:

Prof. Mausfeld – die politischen Hintergründe des Systems:
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Seien wir „selbstlose Egoisten!“ Was versteht man unter Schicksal – warum passiert das ausgerechnet mir ? Von der Gestaltung seiner eigenen Biographie
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Rudolf Steiner:

„…Wir stehen tatsächlich am Ausgange, am Ende eines Zeitalters und am Anfange eines neuen Zeitalters. Sie wissen ja allerdings, dass von jedem Zeitalter dergleichen gesagt wird. Von diesem abgelaufenen und von dem jetzt beginnenden Zeitalter wird man das aber in einem ganz anderen Sinne sagen können als von irgendeinem früheren Zeitalter. Denn wir haben Ereignisse hinter uns, katastrophale Ereignisse, von denen die Menschheit sich immer mehr und mehr bewusst geworden ist, dass sie in dieser Intensität nicht da waren, seit man ein geschichtliches Leben verzeichnet. Das abgelaufene Zeitalter war ein solches, in dem die Menschen hier auf der Erde sich möglichst wenig um die übersinnliche Welt kümmerten. Sie müssen, wenn Sie eine solche Sache ganz ernst nehmen wollen, nur nicht verwechseln dasjenige, was man äußerlichen Kirchen- und Lippendienst nennen könnte mit einem wirklich Hinorientiertsein auf die übersinnliche Welt. Es ist wahrhaftig nicht besonders schwierig zu sehen, dass dasjenige, was die Leute schon seit Jahrhunderten als eine gewisse Religiosität ansehen, mehr eine äußerliche Sache ist, dass es nicht ein wirkliches Hinorientiertsein auf die übersinnliche Welt ist. Die Menschen haben bis in unsere Tage herein mit einem gewissen Unbekümmertsein um die übersinnliche Welt gelebt. Und der Umschwung der Zeiten fordert heute von der Menschheit ein sich wieder Hinorientieren zu den übersinnlichen Welten. Die Menschen müssen lernen, zu diesen übersinnlichen Welten wiederum hinzublicken, aber in einer anderen Weise, als man sich das heute oftmals vorstellt…“

„Wir wollen heute auf einige Tatsachen des übersinnlichen Lebens hindeuten, die von einer besonderen Seite her Ihnen belegen können, wie bedeutsam und immer bedeutsamer es wird für die Beurteilung desjenigen, was hier in der physischen Welt geschieht, hinzublicken auf die ja immer mit den physischen Vorgängen auf der Erde verbundenen übersinnlichen, überphysischen Vorgänge. Wir stehen tatsächlich am Ausgange, am Ende eines Zeitalters und am Anfange eines neuen Zeitalters. Sie wissen ja allerdings, dass von jedem Zeitalter dergleichen gesagt wird. Von diesem abgelaufenen und von dem jetzt beginnenden Zeitalter wird man das aber in einem ganz anderen Sinne sagen können als von irgendeinem früheren Zeitalter. Denn wir haben Ereignisse hinter uns, katastrophale Ereignisse, von denen die Menschheit sich immer mehr und mehr bewusst geworden ist, dass sie in dieser Intensität nicht da waren, seit man ein geschichtliches Leben verzeichnet. Das abgelaufene Zeitalter war ein solches, in dem die Menschen hier auf der Erde sich möglichst wenig um die übersinnliche Welt kümmerten. Sie müssen, wenn Sie eine solche Sache ganz ernst nehmen wollen, nur nicht verwechseln dasjenige, was man äußerlichen Kirchen- und Lippendienst nennen könnte mit einem wirklich Hinorientiertsein auf die übersinnliche Welt. Es ist wahrhaftig nicht besonders schwierig zu sehen, dass dasjenige, was die Leute schon seit Jahrhunderten als eine gewisse Religiosität ansehen, mehr eine äußerliche Sache ist, dass es nicht ein wirkliches Hinorientiertsein auf die übersinnliche Welt ist. Die Menschen haben bis in unsere Tage herein mit einem gewissen Unbekümmertsein um die übersinnliche Welt gelebt. Und der Umschwung der Zeiten fordert heute von der Menschheit ein sich wieder Hinorientieren zu den übersinnlichen Welten. Die Menschen müssen lernen, zu diesen übersinnlichen Welten wiederum hinzublicken, aber in einer anderen Weise, als man sich das heute oftmals vorstellt. Die Menschen möchten bei dem gewöhnlichen bequemen Glauben bleiben, der nicht viel innerliche Anstrengungen kostet. Diejenigen, die bei diesem bequemen Glauben geblieben sind, die sind die größten Feinde des wahren gegenwärtigen Fortschrittes. Die Kirchen, die sich wehren gegen die neuen Wege zur Obersinnlichkeit, die sind in Wahrheit heute schon die Veranlasser, dass immer materialistischere und materialistischere Impulse in die Menschheit hereinkommen. Notwendig ist es heute, in ganz konkreter Art zu lernen, in die übersinnlichen Welten hineinzublicken. Wir stehen in dem Zeitalter, in dem zum Beispiel der große, gewaltige Umschwung sich vollziehen muss, dass die Menschen von Denkautomaten zu wirklich denkenden Menschen werden. Nicht wahr, es ist schrecklich, wenn man so etwas sagt, denn die Menschen der heutigen Zeit halten sich doch selbstverständlich für denkende Menschen, und wenn man von ihnen verlangt, dass sie erst denkende Menschen werden sollen, dann betrachten sie das mehr oder weniger als eine Beleidigung. Aber es ist dennoch so. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts kam immer mehr das über die Menschen, dass sie zu Denkautomaten geworden sind. Die Menschen überlassen sich gewissermaßen heute den Gedanken, sie beherrschen nicht die Gedanken. Denken Sie sich nur einmal, was das bedeuten würde, wenn Ihnen dasselbe passieren würde mit Bezug auf andere Glieder Ihres Organismus, was den meisten Menschen gegenwärtig passiert mit Bezug auf die Denkorgane. Fragen Sie sich, ob der heutige Mensch sehr geneigt sein kann – ich sage: sein kann -, willkürlich mit einem Gedanken zu beginnen, willkürlich mit einem Gedanken abzuschließen? Die Gedanken brodeln heute den Menschen durch den Kopf. Sie können sich ihrer nicht erwehren, sie geben sich ihnen automatisch hin. Da steigt ein Gedanke auf, der andere geht fort, das zuckt und blitzt durch den Kopf, und die Menschen denken so, dass man eigentlich am besten sagen könnte, es denkt in den Menschen. Denken Sie sich, wenn dasselbe den Menschen passieren würde in Bezug auf ihre Arme und Beine, wenn sie diese ebenso wenig beherrschen würden, wie sie ihr Denken beherrschen. Denken Sie sich, ein Mensch würde sich heute auf den Straßen mit den Armen so benehmen, wie er sich mit dem Denkorgan benimmt! Sie können sich vorstellen, was alles an Gedanken durch den Kopf eines Menschen zuckt, wenn er über die Straße geht, und nun denken Sie sich, er würde fortwährend mit den Händen und Armen fuchteln wie mit seinen Gedanken, oder gar mit den Beinen! Und dennoch, vor dieser Epoche stehen wir, vor welcher die Menschen lernen müssen, ebenso Gewalt zu haben über ihre Gedanken, das heißt, genauer gesprochen, über ihre Denkorgane, wie sie Gewalt haben über ihre Arme und Beine. In dieses Zeitalter tritt der Mensch ein. Eine gewisse innere Disziplin des Denkens ist dasjenige, was Platz greifen soll und wovon die Menschen heute noch recht weit entfernt sind.

Wir sind ja seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in den fünften nachatlantischen Zeitraum eingetreten. Bevor dieser abläuft, müssen tatsächlich die Menschen lernen, ihr Denken so zu beherrschen wie ihre Arme und ihre Beine. Dann wird die eigentliche Aufgabe dieses fünften nachatlantischen Zeitraums für diejenigen Menschen erfüllt werden, die das können. Sie sehen, es handelt sich um Ernstes, wenn man dasjenige in Erwägung ziehen will, was gewissermaßen am Horizonte der Menschheitsentwickelung im heutigen Zeitalter heraufzieht. Nun wird aber mit dem, was ich eben angedeutet habe, mit diesem Beherrschen des Denkens etwas wesentlich anderes verknüpft sein. Die Menschen werden, je mehr sie das Denken zu beherrschen beginnen, desto mehr in die Lage kommen, wieder bildlich vorzustellen, Imaginationen zu haben. Und Imaginationen werden gebraucht von den Menschen, denn nur dadurch können sich in die heute vielfach wirkenden antisozialen Triebe die sozialen Triebe hineinentwickeln, dass die Menschen durch Imaginationen die Fähigkeit bekommen, sich so recht in die anderen Menschen, in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Man kann sich nicht durch das bloße abstrakte Denken in die Mitmenschen hineinversetzen. Das abstrakte Denken macht eigensinnig, das abstrakte Denken bringt den Menschen dazu, bloß auf seine eigenen Meinungen zu hören. Und vor allen Dingen bringt das abstrakte Denken den Menschen dazu, überhaupt sich abzuschließen mehr oder weniger von jener Beweglichkeit, die man braucht, um mit der geistigen Welt leben zu können. Dass man heute nicht leicht mit der geistigen Welt leben kann, das können Sie an einer ganz bestimmten Erscheinung, die heute außerordentlich häufig ist, sehen.

Sehen Sie, es ging zum Beispiel jetzt unser «Aufruf» durch die Welt. Er ist ja von einer Anzahl von Menschen – das ist augenscheinlich – verstanden worden. Überall in der Welt haben sich da oder dort Menschen gefunden, die ihn verstanden haben. Aber eine ganze Anzahl anderer Menschen hat ihn eingestandenermaßen nicht verstehen können. Man kann sich sogar schwer vorstellen, was das heißt, man versteht den Aufruf nicht, denn es steht nichts drinnen, was nicht eigentlich jeder Mensch von vornherein verstehen könnte. Dennoch finden ihn viele unverständlich. Woher kommt dies? Das kommt daher, dass heute die wirkliche Geistesbildung auf einen außerordentlichen Tiefstand gekommen ist, weil die Leute in dem Augenblicke, wo Gedanken an sie anklingen, die ihren Gedankenautomatismus unterbrechen, nicht mehr mitkönnen. Die Menschen sind heute gewöhnt, den einmal in Schwung gekommenen Gedanken automatisch zu folgen. Beobachten Sie nur so recht die typischen Leute der Gegenwart, Sie werden ihnen goldene Dinge erzählen können – wenn dann die Leute selber etwas sagen sollen, rollt wiederum dasjenige ab, was sie seit Kindheit zu sagen gewohnt sind. Neue Gedanken in die Köpfe der Menschen zu setzen, das wird heute außerordentlich schwer. Wer ein klein wenig Lebenserfahrung hat, der weiß in der Regel immer, was man zu dem einen oder zu dem anderen, das heute in der Welt auftritt, von Seiten der meisten Leute sagen wird. So automatisch sind die Urteile, so automatisch sind die Gedanken der Menschen geworden. Der Gedankenautomatismus ist dasjenige, was am meisten störend eingreift in das, was heute durch die Entwickelungskräfte von den Menschen gefordert wird. Formeln mögen die Leute gern haben, Eingewöhntes mögen sie gern haben. Je weiter man westwärts kommt, um so mehr hört man, wenn irgendein Satz geprägt ist: Ja, das kann man nicht sagen! – Wie häufig sagen die Leute, wenn irgendetwas Deutsches zum Beispiel ins Holländische oder ins Englische oder ins Französische zu übersetzen ist: Das ist nicht englisch, das ist nicht holländisch, das ist nicht französisch! – Umgekehrt kann man das nicht sagen. Im Deutschen ist alles möglich. Da kann man das Prädikat an den Anfang, in die Mitte, ans Ende setzen – immer ist es deutsch. Man kann den Ausdruck, eine Redeweise sei nicht deutsch, fast gar nicht gebrauchen in dem Sinne, wie man sagt, irgend etwas sei nicht holländisch, nicht englisch, nicht französisch und so weiter. Gewiss, es gibt auch da gewisse Denkgewohnheiten, die sich dann in der Satzfolge ausdrücken; aber man kann ebensogut eine andere Satzfolge gebrauchen, als diejenige, die in der Grammatik steht. Es ist eigentlich in dieser Beziehung nichts falsch, und es ist nur eine Philistrosität, eine Spießerei, wenn vielfach da auch von Falschem und Unrichtigem gesprochen wird. Es drückt sich in der Sprache oftmals der Automatismus des Denkens sehr klar aus. Auf solche Nuancen des Lebens müssten eigentlich die Menschen heute aufmerksam sein, denn solche Nuancen sind zum Verständnis unserer Zeit außerordentlich wichtig. Also indem der Automatismus des Denkens aufhört und die Beweglichkeit des Denkens wieder Platz greift, wird auch die Möglichkeit zu Imaginationen in den Menschenseelen erweckt werden.

Es wird nun noch eines bekämpft werden müssen, und das ist die Ungebildetheit unseres Zeitalters. Die Ungebildetheit unseres Zeitalters ist nämlich eine außerordentlich große. Die Menschen verstehen alles Mögliche nicht, einfach weil es in ihren Denkautomatismus nicht hineinpasst. Prediger werden gewöhnlich so allgemein verständlich gefunden, weil sie im Grunde genommen nichts anderes sagen, als was in den Denkautomatismen der Zuhörer unzählige Male abgeschnurrt ist. Die Leute finden das ganz besonders schön, wenn sie so im Inneren denken können: Ach, was der sagt, das habe ich ja auch schon immer innerlich gesagt – habe ich es nicht gesagt? – Wie oft hört man heute gerade diese Redensart und wie treffend findet man dasjenige, von dem man sagen kann: Habe ich das nicht selbst gesagt? – Es ist wohl kaum notwendig, das zu hören, was man schon selbst gesagt hat. Es ist eine ziemliche Verschwendung des Lebens, wenn man sich immer anhören will, was man schon selbst gesagt hat. So bequem hat man es allerdings beim Anhören des Geisteswissenschaftlichen nicht. Die meisten Menschen können sich nicht sagen, dass sie das schon selbst gesagt haben. Und weil es in den Denkautomatismus nicht hineinpasst, finden es die Leute heute so schwer verständlich. Die ungebildetsten Leute sind heute oftmals gerade in denjenigen Kreisen, wo man sie am wenigsten suchen würde. Die Spezialisierung der Wissenschaft hat es dahin gebracht, dass gerade die Wissenschafter ein bestimmtes Feld beackern. Da bohren sie sich hinein mit ihrem Denkautomatismus, und im Übrigen sind sie oftmals die ungebildetsten Leute. Wir haben heute Universitätsprofessoren, die eigentlich das Allereinfachste nicht verstehen können, die wirklich die ungebildetsten Leute sind, über deren Ungebildetheit man sich nur deshalb täuscht, weil sie so oftmals sagen: So etwas ist zu wenig populär für das Volk! – Man hört solche Dinge auch auf anderen Gebieten. Wie oft kann man zum Beispiel von Theaterdirektoren unserer Großstädte hören: Man muss Allgemeinverständlicheres geben, sonst verstehen die Leute nicht. -Meistens liegt dem zugrunde, dass die Theaterdirektoren selbst Besseres nicht verstehen, während die Leute, die ins Theater gehen, eigentlich froh wären, wenn man ihnen etwas anderes bieten würde. Man muss schon ein wenig auf die Untergründe sehen, wenn man unsere Zeit gerade in dem verstehen will, worinnen es notwendig ist, diese Zeit etwas weiterzuführen.

Alle diese Dinge sind wichtig für die Gewinnung eines Urteils darüber, was beitragen kann, damit die Menschen zu den für das soziale Leben so notwendigen Imaginationen kommen. Werden allmählich diese Imaginationen in den Menschenseelen auftreten, dann werden diese Menschenseelen in eine Stimmung kommen, welche es unerträglich finden wird, das geistige Leben, Erziehungswesen, Schulwesen, Universitätswesen abhängig zu wissen von der staatlichen Ordnung oder von der Wirtschaftsordnung.

Eine Zeit wird kommen, wo die Imaginationen bei den einzelnen Menschen so stark sein werden, dass diese Menschen sich innerhalb eines Geisteslebens, das nach staatlichen oder nach wirtschaftlichen Verhältnissen geordnet ist, fühlen werden wie ein Mensch, der gefesselt und in eine Bahn eingespannt ist, so dass er sich nur in einer Richtung bewegen kann. Die Menschen, welche Imaginationen entwickeln, werden sich in der Bildung gefesselt empfinden, welche vom Staats- und Wirtschaftsleben abhängig ist und heute als das Ideal angesehen wird. Die Entwickelungskräfte der Zeit sind in dieser Beziehung stark sprechend, meine lieben Freunde. Wenn die heutigen Verhältnisse fortgingen, würde nach und nach eine starke Diskrepanz, ein Nichtzusammenstimmen eintreten zwischen dem, was die Menschen fordern durch die äußere Verfassung ihrer Seelen an freiem Geistesleben, und demjenigen, was da sein würde, wenn alle Bildung eingeschnürt wäre in staatliche Verhältnisse. Es sind vielleicht nur karikaturhafte Vorläufer, wenn jetzt in einzelnen Städten Mittel- und Osteuropas die Schulknaben und Schulmädchen die Erzieher und Erzieherinnen herausexpedieren und aus ihren eigenen Reihen die Vorstände wählen, aber es ist eine Stimmung, die nicht zu übersehen ist, die eben dahin geht, abzuwerfen dasjenige, was nicht eine Fortsetzung haben darf. Es ist solch ein Wetterleuchten einer neuen Zeit, das man nicht bloß verurteilen darf, das man schon in seinen Impulsen ein wenig richtig auffassen sollte. Das ist das eine. Die Menschen werden immer mehr und mehr darauf angewiesen sein, ein freies Geistesleben zu haben. Warum? Weil wir im fünften nachatlantischen Zeitalter einer sinnlich-übersinnlichen Einrichtung der Welt entgegengehen, in der diejenigen Geister der höheren Hierarchien, die wir als Angeloi bezeichnen, tiefer heruntersteigen als vorher, in eine viel innigere Gemeinschaft mit den Menschen treten, als das vorher der Fall war. Die Beziehungen zwischen der sinnlichen und der übersinnlichen Welt sollen vom jetzigen Zeitalter an intimer werden. Die Menschen sollen nicht nur den Regen empfangen aus den Wolken, sondern sie sollen von höheren Regionen auch die Eingebungen der immer mehr sich unter die Menschenseelen mischenden Engel wahrnehmen lernen.“

Rudolf Steiner in der GA 190 („Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen“), S. 47 ff.

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